Projekte

«Please, don’t forget us!»

Geografielehrer Michael Brühlmeier besuchte Bulelani Futhsane, dem Gründer und Direktor vom Hilfswerk «Township Roots».

Englischsprechende Schüler in der Bibliothek

Im Frühjahr 2023 war Bulelani Futhsane Gast am Gymnasium Immensee gewesen und begeisterte die Schülerinnen und Schüler. Als er erfuhr, wie viel der Sponsorenlauf für sein Hilfswerk «Township Roots» eingebracht hatte, war er schlichtweg sprachlos. Wir könnten uns nicht vorstellen, wie viel man in der Township mit diesem Betrag bewirken könne, meinte er damals.

Philippi – der gefährlichste Ort der Welt

Nun ist es an der Zeit die Schulen zu sehen, wo die Kinder von dieser Spende profitieren, also wage ich mich unter Bulelanis Obhut an diesen Ort, wo kaum je Weisse hinkommen. Der gut gelaunte Freund holt mich mit seinem klapprigen Toyota ab, und wir fahren hinaus aus Kapstadt, Richtung Osten. «Philippi ist der gefährlichste Ort der Welt», erklärt er mir, als wir von der Autobahn abbiegen. Doch kaum erreichen wir die Township, fühle ich mich, als würden wir in ein anderes Universum eintauchen. Bei jeder Abzweigung verändert sich das Bild: manchmal stehen hier Steinhäuser, manchmal nur ärmliche Wellblechhütten. An den Strassenkreuzungen hängen junge Männer herum, die neugierig die vorbeifahrenden Autos mustern. In den Strassen werden Autos gewaschen, Haare geschnitten, Poulets verkauft – erstaunlicherweise liegt kaum Müll herum, und ich bin positiv überrascht, trotz der sichtbaren Armut.

Es ist nicht das Aussehen der Township, das sie gefährlich macht, es sind die Gangs!

Bulelani Futshane

Bulelani tarnt mich mit einer afrikanischen Mütze und einer Sonnenbrille. «Just in case, you never know, man», lacht er. Ich bin froh, als wir an einem bewachten Eingangstor der Masivuke Primary School ankommen, das sich hinter uns schliesst.

Jugendliche mit beeindruckendem Mut und Zielorientierung

Die Lehrerin Nomabhelu Tyembile und die Rektorin heissen uns herzlich willkommen. Sie führen mich in ein Klassenzimmer voller fleissiger Schülerinnen und Schüler. Alle sind in Schuluniform, bestens frisiert und scheinen kaum abgelenkt von meiner Anwesenheit. Die Unterrichtsstunde findet in Xhosa statt. Tyembile wählt einige der älteren Kinder aus, die besonders gut Englisch sprechen. Wir treffen uns in der Bibliothek, wo sich die Jugendlichen vorstellen. Ich bin beeindruckt von ihrem Mut und ihrer Zielorientierung.

Ein Mädchen träumt davon, Dermatologin zu werden, weil niemand das Ekzem ihrer Schwester heilen konnte. Ein Junge möchte Teilchenforscher werden, da er glaubt, dass noch viele wichtige Entdeckungen zu machen sind. Doch auch die Sorgen der Kinder kommen zur Sprache. Ein Junge erzählt weinend von der schweren Zeit, die seine Familie durchmachte, als seine Mutter arbeitslos war, aber dennoch dafür sorgte, dass die Kinder nie mit leerem Magen abends ins Bett gingen. Ein Mädchen erzählt, wie sehr es sich vor den bewaffneten Gangstern ängstigt. Ich bin tief beeindruckt von der Zuversicht und Willenskraft dieser Kinder. Trotz der Herausforderungen, denen sie sich täglich stellen müssen, haben sie Hoffnung und Ziele.

Ich möchte ihre Lesefähigkeiten verbessern, weil ich fest davon überzeugt bin, dass dies der Schlüssel zu besseren beruflichen Chancen ist.

Bulelani Futhsane

Bulelani nutzt sein Hilfswerk «Township Roots», um den Kindern nach der Schule zu helfen, über ihre schwierige Umgebung hinauszudenken. Genau ein solches Projekt hat auch ihm selbst eine Perspektive gegeben und ihn vor Schlimmerem bewahrt. Heute ist er ein begabter Redner und lebt seine Vision, anderen zu helfen.

Nach etwa einer Stunde schlägt uns die Rektorin vor, langsam zu gehen. Nicht, weil wir stören, sondern weil sich herumsprechen könnte, dass ein Weisser in der Nähe ist. Sie erzählt mir von einem Überfall, bei dem ein Gangster der Lehrerin mitten in der Stunde vor der Klasse einen Laptop entriss. Die Schule ist nicht nur von solchen Gefahren bedroht, sondern auch von fehlender Ausstattung – ein funktionierender Beamer ist ebenso Mangelware wie viele andere Dinge, die für einen guten Unterricht notwendig wären.

Wiedersehen in Immensee im Frühjahr 2025

Im Frühjahr 2025 wird Bulelani wieder zu uns nach Immensee kommen, und wir werden erneut eine Sammlung für sein Hilfswerk und diese Schule organisieren. Es ist das Mindeste, was wir tun können für diese grossartigen Menschen, die trotz allem ihr Bestes geben, um den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Das «Kap der guten Hoffnung» erhält plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Immer wieder sagen mir hier die Menschen: «Please, don’t forget us!» Es werden Hände abgeklatscht, umarmt und viel gelacht.

Bulelani verdient sein Geld aber nicht mit diesem Hilfswerk, sondern als Reiseführer für eine andere und sicherere Township bei Kapstadt namens Langa. Mit Stolz zeigt er mir in seinem bescheidenen Heim, wo er mit seiner Familie mitten in der Township Kraalfontein wohnt, sein Zertifikat als «Winner as cultural guide». Ich würde so eine Erfahrung jedem Besucher von Kapstadt empfehlen.

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Miracle Maker für unzählige Chancen für Kinder

Bereits vor zwei Jahren war Bulelani Futshane am Gymi Immensee, um auf Initiative des Geografielehrers Michael Brühlmeier über sein Projekt zu berichten. Was ist aus dem «Miracle maker» Bulelani und seinem Projekt seither geworden? «Die meisten unserer Kids schaffen die Highschool», sagt er, aber auch: «Wir haben gesehen, dass wir die Eltern noch mehr einbinden müssen.» Auch wurde klar, dass einheimische Freiwillige auch eine Entschädigung brauchen, da sie selber unter finanziellem Druck stehen. «Es zeigt sich auch bei uns im Alltag, was realistisch ist», resümiert er. Das ist aber schon eine ganze Menge. Bulelani Futshane kann nicht «die ganze Welt retten», wie er zu Beginn hoffte. Aber eine kleine Welt in den Townships von Kapstadt zu verbessern, das schafft er.

Dieses aufgestellt Miteinander, die Neugierde, die natürliche Würde dieser Jugendlichen haben mich sehr beeindruckt

Mara, 4. Klasse

Spenden für www.townshiproots.org nimmt das Gymi Immensee gerne entgegen und wird diese direkt an Bulelani Futshane weiterleiten. Kontakt: info@gymnasium-immensee.ch

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