Matura

Maturaarbeit: Orwell lebt!

Als Maturaarbeit schreibt Lukas Mumenthaler, 5. Klasse, eine eigene Geschichte, die Orwells Klassiker «Nineteen Eighty-Four» nachempfunden ist.

«Big Brother is watching you»: Sie kennen sicher dieses geflügelte Wort, das gerade in der heutigen, KI-geprägten Zeit mit hohem Überwachungspotenzial wieder hochaktuell geworden ist. Das Gefühl schleicht sich ein: Man weiss mehr von mir, als ich will. So ging es auch Winston Smith in George Orwells Roman «1984». Langsam, aber schmerzhaft geriet er ins Visier von Gehirnwäschern und Folterern, für die sämtliche individuellen Bedürfnisse «Gedankenverbrechen» waren. Er erlebte eine schleichende Zerstörung der Wahrheit - und zuletzt die totale Fremdsteuerung seiner Gefühle. Lange war er überzeugt: «In mich rein kommen sie nicht.» Aber es kam anders.

Die englische Version mit den abgründigen Schilderungen erzeugt eine faszinierende Atmosphäre.

Lukas Mumenthaler aus Udligenswil, der das Gymnasium Immensee besucht, liess sich von diesem Roman packen. Ihn interessierte insbesondere, mit welchen Mechanismen über Menschen Macht ausgeübt werden kann. Deshalb fasste er den mutigen Plan, eine eigene Geschichte zu schreiben, ganz nach dem Muster des Orwell-Romans zwar, aber mit einem etwas anderen Schwerpunkt: Nicht die Überwachung steht im Vordergrund, sondern die Beherrschung.

Menschen vergesslich und dumm machen

So kreierte er, übrigens in perfektem Englisch, eine 47-seitigen Story. Sie spielt im 22. Jahrhundert in einer in sich geschlossene Welt, die er «América» nennt, wo die Unterdrückung zur Perfektion getrieben wird. Im Zentrum steht das Medikament «Oblivera». Dieses macht vergesslich und dumm und wird der Bevölkerung mit dem Wasser und den Nahrungsmitteln eingeflösst. So erdulden die Menschen stoisch willkürliche Festnahmen, Desinformation und sogar einen Bürgerkrieg. Julio, der Sohn des Machthabers, kann sich dem Medikament entziehen und hält wie Winston Smith bei Orwell zuerst gegen dieses System, wird dann aber auch in den niemals endenden, unheilvollen Zyklus der Machtkorruption mit hineingerissen, in dem er – so will es die Tradition – seinen Vater ermorden muss, um selbst an die Macht zu gelangen, um das Rad des Totalitarismus weiterzudrehen «wie eine Schlange, die sich in den Schwanz beisst».

«Dystopisch» nennt man so eine in der Zukunft spielende Geschichte, in der eine erschreckende Gesellschaftsordnung dargestellt wird. Ganz so düster geht es aber in Mumenthalers Welt nicht zu und her. Wenn er nicht gerade am Gymnasium Immensee ist, spielt er gerne Tennis und Baseball. In den Wintermonaten liebt er es, Ski zu fahren. Trotzdem kann er sich vorstellen, englische und deutsche Literatur zu studieren, um mit seiner Maturaarbeit entdeckte Passion für grosse Schriftsteller weiterleben zu können.

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