Elternforum: Am Anfang steht das Ziel
Auf Einladung des Elternforums brachte die Mentaltrainerin und ehemalige Skirennfahrerin Monika Wicki-Hess im Gymnasium Immensee auf den Punkt, wie man fokussiert durchs Leben gehen kann.

«Es ist schlimm», klagte eine der rund 50 Zuhörenden im Theatersaal des Gymnasium Immensee. «Mein 11-jähriger Sohn chillt so sehr, dass er nun die Aufnahme ins Gymi nicht geschafft hat.» Monika Wicki-Hess, ehemalige Skirennfahrerin und nun Mentaltrainerin unter anderem von Marco Odermatt, fragte zurück: «Hat er Ziele?» Dann erzählt sie aus der eigenen Familie. Da pendelte eine junge Person auch zwischen totaler Entspannung und ziemlichem Stress. Bis der junge Mann erkannte, was er wirklich will: An der ETH studieren. «Das war der Wendepunkt», sagte Monika Wicki-Hess. «Denn von jetzt an konnten wir einen klaren Plan entwickeln, was es braucht, um dieses Ziel zu erreichen. Und siehe da: Er fand zu einer besseren Balance zwischen Entspannung und Stress, der Leistungszustand und die Noten wurden besser.
Vor dem geistigen Auge
Wichtig war für sie, dem jungen Mann in seiner Zielsuche alle Freiheit zu lassen, ohne ihn mit eigenen Wünschen und Visionen zu bedrängen. « Wir dürfen die Jugendlichen ruhig allfällige Steine selbst aus dem Weg räumen lassen», sagte Monika Wicki-Hess, und: «Wichtig ist es, einem Kind zu vermitteln, dass ich da bin, wenn du fällst, und dass ich dich unterstütze.» Wenn das persönliche Ziel mal klar ist, hält der Instrumentenkasten des mentalen Trainings einiges an Hilfsmitteln bereit, um dieses Ziel zu erreichen. Ein im Spitzensport besonders wirkungsvolles Mittel ist die Visualisierung. «Du gehst vor deinem geistigen Auge die Challenge minutiös durch», sagt sie: «Entweder aus der Innen- oder wie im Film aus der Aussenperspektive.» Kunstturner:innen zum Beispiel gehen noch weiter, indem sie jeden einzelnen muskulären Bewegungsablauf geistig verinnerlichen. «Wichtig ist dabei, nicht im Schwierigen hängen zu bleiben, sondern, wenn eine Lösung da ist, wieder das Ganze zu sehen.»
Verhängnis als Chance
Wir erinnern uns: Monika Hess, 17, liegt nach dem ersten Lauf des WM-Riesenslaloms von Schladming 1982 hinter ihrer Cousine Erika Hess an zweiter Stelle. Kurz nach der Zwischenzeit gerät sie im zweiten Lauf in Rücklage und scheidet aus. Erika Hess gewinnt. «Erst im Nachhinein realisierte ich den Grund des Ausscheidens», sagt Monika Wicki-Hess. «Ich sah vom Sessellift aus die Menschenmassen im Zielraum und bekam Angst, im Falle eines Erfolges im gesellschaftlichen Mittelpunkt zu stehen. Kurz vor dem Ausscheiden blitzte diese Empfindung kurz auf- und der verhängnisvolle Fehler war da.» Wichtig sei aber dann, im Rückblick nicht nur diesen Fehler zu sehen, sondern auch die super Leistung vorher. «Überhaupt sind wir oft zu streng mit uns selber», sagt sie. «Dann zum Beispiel, wenn wir negativ über uns denken, oder wenn wir uns nach getaner Arbeit nicht belohnen.» Dass dies an diesem Vortragsabend nicht passierte, dafür sorgte das Publikum mit dankbarem und warmem Applaus.
